Das ist echt eine verrückte
Geschichte.
Eine Frau hat ihren Bruder vor einigen
Jahren verloren und sie hadert immer noch damit, dass er fort ist,
sie geht zu einer Therapeutin, die ihr rät, zum Friedhof zu gehen
und mit ihm zu sprechen. Die junge Frau macht das auch – aber
mitten in der Nacht – schleicht sich rein, sie will ohne Menschen
am Tage und ungestört sein …
… da passiert das Unfassbare, an
einem anderen Grab auf dem Friedhof gräbt jemand eine Urne aus ..
zunächst ist sie verunsichert, was sie tun soll. Dann spricht sie
den Menschen an .. er ist auch erschrocken. Sie stellen sich vor,
unterhalten sich, dann fliehen sie beide aus dem Friedhof, er mit der
Urne seiner Ex-Frau und sie mit ihrer Leiter...
Aber bevor sie wieder gehen könnten,
passiert etwas, was nicht passieren soll. Der Inhalt der Urne
verbreitet sich auf ihr, weil der Mann ungeschickt war. Sie geht mit
zu ihm nach Hause, um die Asche auf der Kleidung zu retten.
..
Und findet sich später bei einem
verrückten Abenteuer mit dem Mann wieder, der mit einem Wohnmobil in
die Berge seiner früheren Orte reist. Er ist alt und krank und hat
einen Hund und sie kommen überein, dass sie ihn begleitet und ihre
Doktorarbeit über Fische erstmal schleifen lässt.
Dabei gehen ihr immer wieder Dinge
durch den Kopf, die sie beschäftigen und mit ihrem kleinen Bruder zu
tun haben, der ertrunken ist. Gedanken, die kreisen und nicht
loslassen wollen. Auch der Mann hat einen Verlust erlitten, nicht nur
die Frau, sondern seinen Sohn … sie kommen ins Gespräch während
sie in die Berge fahren und entdecken dabei viele Gemeinsamkeiten.
Beide lassen ihr bisheriges Leben Revue
passieren und sie schafft es nach und nach einen anderen Blickwinkel
zu Damals zu bekommen und zu akzeptieren, dass sie nicht schuld ist,
zumal der Junge zu dem Zeitpunkt mit ihren Eltern zusammen war. Sie
lernt den alten Mann schätzen, der viele Weisheiten und
Lebenserfahrungen von sich abgibt, bis sie innerlich zur Ruhe kommt.
Parallel hat er aber gesundheitliche
Probleme, die immer größer und offensichtlicher werden während sie
die drei Wochen unterwegs sind bis zu seinem Elternhaus, sie
unterstützt ihn, wo sie kann, bis sein Ende naht und er sich dann
freiwillig auf seine letzte Reise begibt.
Eigentlich ist das Buch sehr traurig
vom Thema her, aber die Autorin schafft es, alles mit Humor zu
schreiben, sich selbst auf die Schippe zu nehmen, an ganz verrückten
Stellen gemeinsam zu lachen, Situationskomik herzustellen, dennoch
vergisst sie nie, um was eigentlich geht und für die junge Frau im
Buch wird das Leben mit seinem Hund, den sie übernimmt sowie einen
Neustart für ihre Doktorarbeit weitergehen.
Klasse geschrieben, ernster
Hintergrund, viele Blickwinkel und philosophische Betrachtungsweisen,
schöne Rückblicke von beiden Beteiligten, bis hin zum Ärmel
hochkrempeln und weiter machen … so wie das Leben ist,
authentisch, grausam, aber auch lustig.
Ich habe das Buch innerhalb 24 Stunden gelesen, die Geschichte hat mich nicht mehr losgelassen.
Warum es Marianengraben heißt? Weil sie in eine große Tiefe blickt, die sie erst herunter zieht, bevor es dann allmählich wieder klarer wird, um ihr Leben in den Griff zu bekommen.